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Migrations- und Fluchtgeschichte(n)
2. Juni 2016 , 9:00 - 4. Juli 2016 , 12:00
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Migration und Flucht stellen nicht nur Probleme der Tagespolitik dar, sie sind auch eine Herausforderung für die Wissenschaft: Es geht darum, sich diesen Phänomenen allseitig anzunähern, um ein facettenreiches und mit historischer Tiefenschärfe ausgestattetes Gesamtbild zu zeichnen. Insbesondere das Zusammenwirken von Geschichtswissenschaften mit den Literaturwissenschaften und der Literatur selbst bringt hier neue Aspekte. Literatur, als der vielleicht feinste Seismograph gesellschaftlicher Veränderungen, hat Migration schon längst zu einem ihren hauptsächlichen Themen gemacht: „Während einst die Weitergabe nationaler Traditionen das Hauptthema einer Weltliteratur war, können wir jetzt möglicherweise annehmen, daß transnationale Geschichten von Migranten, oder politischen Flüchtlingen – diese Grenzlagen – die Gebiete der Weltliteratur sein könnten.“ (Homi Bhabha) Tatsächlich ist der Zusammenhang zwischen Migration, Politik und Literatur allerdings wesentlich älter und reicht in die Anfänge der (europäischen) Literatur zurück. Man denke nur an die Geschichte von Aeneas, dem Flüchtling aus Troia, der als Staatsgründer Roms gilt. Vergils Aeneis, das Epos über diesen „Migranten“, wurde ein Instrument zur Schaffung der römischen Staatsidentität. Diesen weiten Blick zu vermitteln ist die Domäne der Geschichtswissenschaften. Die Tagung betrachtet diese aktuelle Thematik von verschiedenen historischen und ästhetischen Gesichtspunkten aus: Was lässt sich aus der Geschichte der Migration für heute lernen? Wie erinnern Romane und Erzählungen, Gedichte und Filme migratorische Erfahrungen? Welche ästhetischen Verfahren werden angewandt? Wieweit ändert die „interkulturelle“, die „mehrsprachige“, die „Migrationsliteratur“ das Selbstverständnis von Literatur und Literaturhistorie?